Chronik der Fahrgastschifffahrt auf der Saale

Chronik der Fahrgastschifffahrt auf der Saale


Nachdem die damalige sowjetische Besatzungszone aufgelöst wurde und die DDR das Ruder übernommen hatte, wurde in der damaligen DDR das Schifffahrtsunternehmen DSU (Deutsche Schifffahrts-Union) gegründet. Alle Fracht- und Passagierschiffe wurden dieser Vereinigung unterstellt.
In den 50-er Jahren wurden dann die Betriebe und Reedereien wieder neu orientiert. Es entstand die Fahrgastschifffahrt Halle / Saale als Betriebsteil des VEB Kraftverkehr Halle, der ein Unternehmen mit Spedition, Güterverkehr und Omnibusverkehr war. Begonnen wurde die Fahrgastschifffahrt auf der Saale mit sehr kleinen Schiffen von etwa 60 Personen Tragfähigkeit. Hier sind die Schiffe „Brigadier“ und „Moritzburg“ besonders zu erwähnen. Zu Beginn der 60-er Jahre begann man mit der Vergrößerung der Flotte und der Erweiterung der Plätze auf den Fahrgastschiffen.
1964 kommt ein völlig neuartiges Schiff zum Einsatz, das Luxusschiff „KOSMOS“, auf der Yachtwerft Berlin als Schwesterschiff weiterer 4 Schiffe gleichen Typs.

Die Schwesterschiffe kommen wie folgt zum Einsatz:
> MS "LUNIK" .............. Dessau / Elbe bei Verkehrsbetriebe Dessau
> MS "SPUTNIK" .......... Wittenberg / Elbe bei Verkehrsbetriebe Wittenberg
> MS "POTSDAM" ........ Potsdam / Havel bei Verkehrsbetriebe Potsdam
> MS "OTTO VON GUERICKE" ... Magdeburg / Elbe bei Verkehrsbetriebe Magdeburg.

Alle Schiffe haben eine Länge von 35,90 m, eine Breite von 5,90 m und einen Tiefgang von 1,10 m. Der Antrieb besteht aus 2 Dieselmotoren mit einer Leistung von insgesamt 280 PS. Die Platzkapazität beträgt 280 Personen, davon 130 Innenplätze.

Das MS „KOSMOS“ war aus damaliger Sicht ein äußerst großes Passagierschiff der Saale, zumal die täglich zu durchfahrende Schleuse Trotha aus dem Jahre 1874 nur eine Einfahrtbreite von 6,10 m hatte. Bei der Taleinfahrt in die Schleuse Trotha wurde fachmännisches Können und Geschick vorausgesetzt.

Die Fahrgastschifffahrt Halle traute es keinem seiner beschäftigten Kapitäne der kleineren Schiffe zu, das Luxusschiff „KOSMOS“ sicher zu führen. Daher warb man einen erfahrenen Kapitän des VEB Deutsche Binnenreederei, dem Frachtschiffsunternehmen der DDR ab. Kapitän Herbert Jeron aus Halle / Saale übernahm in Berlin das MS „KOSMOS“ und begann somit eine neue Ära in der Geschichte der Saale-Fahrgastschifffahrt.

Zu diesem Zeitpunkt gab es einen regen Schiffsverkehr mit den im folgenden beteiligten Schiffen:

> MS "MORITZBURG" ...................................................56 Plätze
> MS "GIEBICHENSTEIN" ..............................................56 Plätze
> MS "FREIHEIT" .......................................................200 Plätze
> MS "MERSEBURG" ...................................................213 Plätze
> MS "SAALETAL" .....................................................300 Plätze
> MS "KOSMOS" .......................................................280 Plätze

Angeboten wurden Tagesfahrten nach Bernburg, Alsleben, Georgsburg, Rothenburg und Kloschwitz.
Halbtagesfahrten führten nach Wettin, Brachwitz, Salzmünde und Röpzig.

Das Unternehmen entwickelte sich zu einem der beliebtesten Freizeit-Attraktionen der DDR im Raum Halle. Reisebüros aus nah und fern nutzten diese Möglichkeit der Erholung.

Vollbesetzte Schiffe, hohe Nachfrage und kaum die Möglichkeit unangemeldet einen Platz zu bekommen, schipperte sich das Unternehmen bis zur Wende im Jahre 1989, nur schwarze Zahlen schreibend, durch die Saison's.

Mit persönlichem Engagement versuchten die Bereichsleiter Schifffahrt zu den damaligen DDR-Zeiten die Flotte mit Erfolg aufrechtzuerhalten. Hier seien insbesondere die engagierten Bereichsleiter Schifffahrt zu erwähnen:

> Herr Ebert aus Halle / Saale
> Herr Helmut Weihmann aus Halle / Saale
> Herr Helmut Keller aus Halle / Saale

Nach der Wende übernahm dann die Reederei Riedel aus Berlin die Fahrgastschifffahrt Halle. Dies wirkte sich sehr zum Nachteil für diese Flotte aus. Das MS „KOSMOS“ wurde derart unfachmännisch in seiner Inneneinrichtung umgestaltet, dass es früheren Traditionen widersprechend verkümmerte. Alte, der Abwrackung nahe Schiffe wurden nach Halle versetzt und kamen dort zum Einsatz.
Der positiven Entwicklung, mit immer neueren, moderneren Schiffen, wurde somit ein jähes Ende gesetzt.
Die beliebten Tagesfahrten nach Bernburg und Alsleben wurden vollständig aus dem Programm gestrichen, sogar nach Rothenburg zu den 70 m hohen Felsen aus Buntsandstein gibt es kaum noch eine angebotene Route.

 

Kapitänsliste des Fahrgastschiffes „KOSMOS“

1964 bis 1969 .................... Kapitän Herbert Jeron aus Halle / Saale
1969 bis 1969 .................... Kapitän Dieter Grasshoff aus Aken / Elbe
1969 bis 1970 .................... Kapitän Wilfried Kießlich aus Alsleben / Saale
1970 bis 1971 .................... Kapitän Klaus Vogt aus Halle / Saale
1972 bis 1973 .................... Kapitän Fritz Lehmann aus Halle / Saale
1973 bis 1980 .................... Kapitän Klaus Vogt aus Halle / Saale
1981 bis 1984 .................... Kapitän Helmut Kirschke aus Alsleben / Saale
1984 bis 1988 .................... Kapitän Joachim Galky aus Wettin / Saale
1989 bis 1992 .................... Kapitän Uwe Mannhardsberger aus Halle / S.
1993 bis 2003 .................... Kapitän Uwe Schulte aus Wettin / Saale


MS "KOSMOS"
MS „KOSMOS“


saaletal
MS „SAALETAL“


MS "MERSEBURG"
MS „MERSEBURG“


  MS "MORITZBURG"
 MS „MORITZBURG“


MS "FREIHEIT"
MS „FREIHEIT“


MS "GIEBICHENSTEIN"
MS „GIEBICHENSTEIN“


 MS "Weissenfels"   in Weissenfels
 MS „Weissenfels“   in Weißenfels