Saalhorn - Mündung der Saale

Saalhorn - Mündung der Saale

Oder die Geschichte der Saalemündung

Der Name „Saalhorn” wurde in der Vergangenheit mit der Geschichte der Saale- und Elbschifffahrt in Verbindung gebracht. Das Saalhorn war die schmale Landzunge im Mündungsbereich, wo die Saale in die Elbe mündete. Wegen mehrfach veränderten Verlaufes der Saale liegt die Mündung der Saale heute weiter nördlich. Der letzte Durchstich erfolgte im Jahre 1934; die Fertigstellung war im Oktober 1935.

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Der geschichtliche Ursprung des “Saalhorns“ basiert auf der Tatsache, dass die letzten Kilometer des Verlaufes der Saale an dieser Stelle wie ein Horn geformt waren.

An der ehemaligen Saalemündung wurde im Mittelalter eine Salzniederlassung errichtet. Da auf der Saale und Elbe schon seit Jahrhunderten Schifffahrt betrieben wurde, ist es leicht erklärlich, dass die Schiffer schon früh das Gelände an der Saalemündung (Saalhorn) nutzten. In der Barbyer Chronik wird 1494 im Zusammenhang mit der Schifffahrt auf Saale und Elbe das „Sülhorn“ genannt. Sülhorn bedeutet „Salz“ und deutet darauf hin, dass schon damals an dieser Stelle Salz gelagert oder gehandelt wurde. Liegeplätze und Lagerplätze mussten also schon damals vorhanden gewesen sein. Auf beiden Flüssen – Saale und Elbe – muss also die Schifffahrt schon von großer Bedeutung gewesen sein. Hier hatten die Flusskaufleute ihre Abgaben zu leisten.

Die Grafen von Barby erhielten im Jahre 1465 vom Kaiser Friedrich III. ein Vorrecht, gegen einen Zoll auf der Elbe einen freien Handel mit Korn, Wein, Bier und anderen Kaufmannsgütern zu betreiben.

Interessant ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass das Gelände des Saalhorns verhältnismäßig tief lag und fast jährlich dem Hochwasser ausgesetzt war; somit konnte diese Handelsniederlassung niemals wirklich aufblühen und geriet fast in Vergessenheit.

In der kurbrandenburgischen Zeit (nach der Übernahme des Herzogtums Magdeburg durch Kurbrandenburg 1680) erlebte das Land deutliche Veränderungen in verwaltungsmäßiger und handelspolitischer Hinsicht.

Im Jahre 1688 wurde auf dem Saalhorn ein Umschlagplatz für die Schifffahrt eingerichtet mit einer Faktorei für Salzhandel.

Von nun an wurde das Salz, das man in Halle gewann, nicht mehr mit Fuhrwerken nach Aken an die Elbe gebracht, wo es bislang auf die Schiffe verladen wurde, sondern es wurde von jetzt an direkt zum Saalhorn gebracht.

Für jede Ladung Salz wurde bis dahin an die Anhaltiner Zoll- und Umschlagsgeld gezahlt. Das wurde nun gespart. Aus alten Berichten geht hervor, dass ab 1688 kontinuierlich Salzkähne von Halle Salz zum Saalhorn brachten. Dort wurde das Salz auf Elbkähne umgeladen, die die Fracht dann weiter beförderten.

Im gesamten 18. Jahrhundert hat sich also am Saalhorn ein geschäftiges Leben und Treiben abgespielt. Die Kähne von der Elbe und der Saale ankerten hier bzw. legten an.

Fürst Leopold von Anhalt, genannt der alte Dessauer und der damalige Gouverneur von Magdeburg hatten den Plan, 1727 einen Saale-Elbe-Kanal zu bauen, um den Zoll zu sparen. Dieser geplante und bereits begonnene Kanal wurde nicht fertig gestellt, weil zu hohe Entschädigungsforderungen des Fürsten Johann August von Anhalt-Zerbst dem zuwider liefen. Es waren hauptsächlich wirtschaftliche Drohungen August des Starken, also Sachsen, die Friedrich Wilhelm in die Knie gezwungen hatten. Barby mit der Saalemündung gehörte einer sächsischen Nebenlinie an. Durch die Abkürzung zwischen Calbe und Frohse (bei Schönebeck) hätten die Sachsen auf einen großen Teil der Zolleinnahmen aus dem Flusshandel mit der bedeutenden Salzstadt Halle verzichten müssen.

Im Laufe der Zeit waren es mehr Segelschiffe, die für ihre Fahrten den Wind zu Hilfe nahmen, als Treidler, die die Transporte durchführten.

Von den Schiffseignern verlangte der König Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Preußen, Holz von den Wäldern an der Elbe saaleaufwärts als Fracht mitzunehmen.

Am Saalhorn (Salzfaktorei) standen zu dieser Zeit nach alten Angaben drei große Salzmagazine.

In der Salzfaktorei wurden in der Glanzzeit bis zu 50 Personen beschäftigt. Die Faktorei unterstand dem Oberbergamt in Halle.

In den dort ehemals stehenden Wohnhäusern wohnten Schiffer, Salzknechte, Böttcher und Treidler. Die Treidler zogen die Kähne Fluss aufwärts.

Die Bewohner der Wohnhäuser auf dem Saalhorn hatten jährlich eine Miete in Höhe von 10 Reichstalern zu zahlen. Sie gehörten zum Pfarramt Breitenhagen, verwaltungsmäßig unterstand das Saalhorn allerdings dem Amt Rosenburg.

Vor der französischen Besetzung hatte man von Seiten der preußischen Regierung die Saale-schifffahrt in disziplinierte Bahnen gelenkt. Die neuen Schiffe bekamen jetzt alle einen Namen, wie zum Beispiel „Bär“ oder „Adler“ usw. Die Schiffer wurde als „Matrosen“ bezeichnet und trugen auch Matrosenuniform sowie Tressen an ihren Hüten zur Kenntlichmachung, dass sie Saaleschiffer waren.

Die erfolgte Bevorzugung und Herausstellung der Saaleschiffer durch die preußische Regierung verärgerte die Elbeschiffer gewaltig. Die Saaleschiffer wurden von den Elbschiffern deswegen gehänselt und schikaniert; sie wurden als „Saaleaffen“ oder „Saalebuffer“ bezeichnet.

So kam es nicht selten am Saalhorn zu großen Schlägereien zwischen beiden Parteien.

Nach der Besetzung durch die Franzosen um 1806 hörte aber der gegenseitige Haß auf und führte durch die Bedrängnis der Franzosen zum friedlichen Miteinander.

In den letzten Jahrzehnten der Salzfaktorei am Saalhorn wurden die Saaleschiffer sogar als „Saalebrüder“ bezeichnet.

Bis 1848 beförderte der preußische Staat das in den königlichen Salinen gewonnene Salz durch eigene Kontorkähne (50 bis 60 Stück). Durch einen Vertrag mit dem Direktor Karl Trimpler der „Schiffer-Societät“ von Alsleben wurde die gesamte Salzbeförderung von der „Schiffer-Societät“ Alsleben übernommen, einschließlich der königlichen Kontorkähne.

Die Gesellschaft brachte das Salz bis 1867 ohne umzuladen auf Elbe und Havel bis nach Berlin. Dadurch entfiel der Umschlag am Saalhorn. Deshalb wurde um 1848 die Salzfaktorei am Saalhorn aufgelöst. Die große Salzscheunen und die Wohnhäuser wurden abgebrochen, nur das „Herrschaftliche Wohnhaus“ blieb noch einige Zeit erhalten.

Danach gab es nur noch in diesem Bereich als bewohntes Gebäude ein Bauernhaus mit Gastwirtschaft „Zum Saalhorn“, welches dicht an der alten Mündung der Saale lag.

Die Bewohner des Saalhorns ernährten sich hauptsächlich von der Landwirtschaft, da sich wegen der Abgeschiedenheit nur selten Gäste in der Gaststube einfanden. Zu dieser Zeit befand sich noch eine kleine Fähre an dieser Stelle, die die Gäste und Bewohner zum anderen Ufer der Saale brachte.

Herr Professor Carl Heinrich Wilhelm Münnich bereiste die gesamte Saale 1846. Er beschreibt in seinem Buch „die malerischen Ufer der Saale“ und wie folgt über das „Saalhorn“: Saalhorn, eine Salzfaktorei, 10 Minuten oberhalb der Saalmündung und Saallache, von Weidengebüsch, alten Eichen und anderem Laubgehölz umgeben, gewöhnlich von Schiffen belebt, bestand im September 1846 aus 4 Wohnhäusern und 2 Salzmagazinen. Das größte Haus ist die Wohnung des Salz- und Schiffahrtsfaktors mit einem hübschen Garten. In den 3 übrigen Häusern wohnten 9 Familien, zusammen 47 Personen zählend. Darunter der Fährmann, zugleich Schankwirth, 2 Bötticher, 1 Wächter, die übrigen Schiffer. Diese Salzniederlage, zur Verschiffung des hallischen Salzes auf der Saale und Elbe 1695 von Aken hier her verlegt, soll künftig aufhören und das Salz sogleich nach Schönebeck, Magdeburg und Berlin geschifft werden.“

Heute im 21. Jahrhundert erinnern nur ein paar Reste der Grundmauern an die große Vergangenheit der Salzfaktorei am Saalhorn. Das Saalhorn ist wieder zu einer natürlichen Idylle in Abgeschiedenheit geworden, und die alte Saale zu einem hochwertigen Biosphärenreservat.